Nachdem die Afrikanische Schweinepest in Deutschland aufgetreten ist, müssen unbedingt entsprechende Biosicherheitsmaßnahmen bei der Jagd eingehalten werden. Die jeweilig auszuwählenden Maßnahmen sind abhängig von örtlichen Gegebenheiten, wie Nähe zu einem Seuchengebiet, Schwarzwild- und Hausschweinedichte oder topografischen Verhältnissen.
Allgemeines zur Desinfektion
Für die Reduktion und Eliminierung von Krankheitserregern sind Hygienemaßnahmen wie Reinigung und Desinfektion erforderlich. Die Wirksamkeit einer Desinfektion ist nicht nur von der Auswahl und Anwendung geeigneter Desinfektionsmittel, sondern vor allem von der Gründlichkeit aller vorherigen Reinigungsmaßnahmen abhängig. Der erreichte Reinheitsgrad der Oberflächen ist für den Wirkungsgrad der anschließenden Desinfektion bestimmend.
Deshalb muss durch Reinigung möglichst Schmutzfreiheit erreicht werden. Bevorzugt zur Reinigung wird, wenn vorhanden, Heißwasser (60–70 °C), da beispielsweise angetrocknete Losung oder angetrockneter Schweiß stark haftet. Durch den hohen Gehalt an Eiweiß und Mineralstoffen kommt es zur festen Verbindung der Erd- und Losungsteile mit Oberflächen. Deshalb müssen durch das Einweichen verschmutzter Oberflächen mit Heißwasser Quellvorgänge in den Schmutzpartikeln erzeugt werden, die ein Ablösen bewirken. Dieser Vorgang wird durch den Zusatz von Lösungsmitteln zu Kalt- oder Heißwasser gefördert.
Die meisten Desinfektionsmittel, die heute angeboten werden, enthalten Aldehyde als Wirkstoff. Aldehydhaltige Präparate wirken gut gegen Bakterien, Pilze, Viren und sind materialschonend. Nachteile sind die lange Einwirkungsdauer und ihre schlechte Wirkung bei niedrigen Temperaturen. Weitere Wirkstoffe für die Desinfektion sind z.B. Jodophore, organische Säuren und Phenole.
Gegen ASP-Viren sind folgende Desinfektionsmittel wirksam: Natriumhypochlorid, Jod, quaternäre Ammoniumverbindungen, Wasserstoffperoxyd, Aldehyde, organische und oxydierende Säuren, Kalzium- und Natriumhydroxyd. Registrierte handelsübliche Desinfektionsmittel sind beispielsweise Virocid, Virkon, Ecocid.
Wannen und Matten
Reinigung ist die möglichst vollständige Beseitigung von Schmutz (Kot, Einstreu, Staub) aus Stallräumen und von Einrichtungsgegenständen. Eine gründliche Reinigung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Desinfektion.
Desinfektion ist die gezielte Vernichtung beziehungsweise Verminderung von unerwünschten Krankheitserregern, wodurch deren Übertragung verhindert wird. Eine Desinfektion ist nur nach vorheriger gründlicher Reinigung wirkungsvoll! Ziel der Desinfektion ist ein lückenloser, fest haftender, dünner Flüssigkeitsfilm auf allen behandelten Oberflächen. Hauptfehler bei der Desinfektion sind ungenügende Vorreinigung, Unterdosierung (Rechenfehler), zu kurze Einwirkzeit oder für die jeweiligen Erreger oder Materialien ungeeignetes Desinfektionsmittel.
Desinfektionswannen und Desinfektionsmatten (z.B. am Eingang zu Wildkammern) müssen so angelegt werden, dass sie nicht umgangen werden können. Flache Wannen werden mit Gummi oder Rosten ausgelegt. Der Gummi soll mit der Oberkante abschließen. Die Roste müssen so tief liegen, dass ein intensiver, auch seitlicher Kontakt der Stiefel mit dem Desinfektionsmittel gewährleistet ist.
Da Schmutz die Wirkung von Desinfektionsmitteln erheblich beeinträchtigt, ist die Stiefeldesinfektion nur wirkungsvoll, wenn die Stiefel vor dem Betreten der Desinfektionsmatte sauber sind. Außerdem ist zu beachten, dass die Keime keineswegs schlagartig beim Eintauchen der Stiefel absterben. Das Desinfektionsmittel ist ständig nachzufüllen und zumindest jede Woche zu erneuern.

Wildtransport, Wildkammer & Wildbret
- Hohes Risiko der Seuchenverschleppung durch einen unhygienischen Transport erlegten Wildes in Privatfahrzeugen beachten. Ausreichend große, desinfizierbare Wildwannen anschaffen.
- Hygienemaßnahmen in Wildkammern und Sammelstellen (Betreten nur durch Befugte, Desinfektionswanne an Ein-/Ausgängen, Informationstafeln zu Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen).
- Reinigungs- und Desinfektionsmöglichkeit für Wildwannen, Messer und Sägen schaffen.
- Entsorgungscontainer für Aufbrüche, Organe und tierische Abfälle aufstellen.
- Reinigungs- und Desinfektionsmöglichkeit für Schuhwerk am Ein-/Ausgang von Wildsammelstellen, an die auch Schwarzwild abgeliefert wird.
Mittel und Sicherheit
Von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) wurden Desinfektionsmittel auf ihre Wirkung gegen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten untersucht. Geprüfte und für wirksam befundene Mittel werden in einer Liste veröffentlicht. Darüber hinaus prüft die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) die Anwendungseigenschaften und verleiht das DLG-Gütezeichen.
Der Umgang mit Desinfektionsmitteln ist nicht ungefährlich. Zum Beispiel kann häufiger Kontakt mit manchen Desinfektionsmitteln zu Hauterkrankungen und Allergien führen. Besondere Sorgfalt ist bei der Lagerung (für Kinder unerreichbar), Handhabung und Beseitigung erforderlich. Die Aufbewahrung muss in gut gelüfteten und kühlen Räumen erfolgen.
Gebrauchsverdünnungen sind möglichst kurz vor dem Ausbringen in sauberen Gefäßen anzusetzen. Immer ist die wirksame Substanz dem Wasser, das Trinkwasserqualität haben muss, zuzufügen und nicht umgekehrt! Die Konzentrationsangaben der Hersteller sind unbedingt zu beachten. Die meisten Desinfektionsmittel brauchen Wasser zu ihrer Wirkung. Daher dürfen Flächen nicht abtrocknen, solange die Desinfektionsmittel wirken sollen.
Zusätzliche Maßnahmen
Zusätzlich zu den im Rahmen der Einzeljagd zu berücksichtigenden Biosicherheitsmaßnahmen kommen weitere spezifische Maßnahmen dazu:
- Wenn möglich, zentrale Aufbruchplätze einrichten, Betreten der Aufbruchplätze nur von wenigen Personen.
- Aufbrüche von Schwarzwild seuchensicher entsorgen (z.B. TKV-Container am Aufbruchplatz).
- Stiefeldesinfektion und Desinfektion der verwendeten Geräte bei Verlassen des Aufbruchplatzes.
- Plätze für die Streckenlegung sollten so gewählt werden, dass sie nach der Streckenlegung nicht von Schwarzwild aufgesucht werden können.
- Reinigung und Desinfektion der für den Wildtransport verwendeten Fahrzeuge und Wildwannen.