Seit frühneuhochdeutscher Zeit ist „Decke“ der bevorzugte waidmännische Ausdruck für das Fell des Schalenwilds außer Schwarzwild. Der ältere Begriff „(Hirsch-)Haut“ für das Fell des Schalenwilds wurde von „Decke“ verdrängt, doch noch heute behauptet er sich fürs Bärenfell! Das Haar der „Decke“ wird zur Färbezeit gewechselt – im Frühjahr zum Sommerhaar, im Herbst zum Winterhaar. Man sagt: „… das Wild färbt, verfärbt, färbt ab, verhärt oder härt ab – es legt die Sommer- oder die Winterfarbe an.“ Der dunkle Haarstreifen vom Nacken bis zum Wedel bei den Hirscharten und bei der Sommergams heißt „Aalstrich“ („Aalstreifen“); der dunkle Haarwulst unterm Sprunggelenk der Hinterläufe bei Rot-, Dam- und Rehwild „Kastanie“.
Das Einzelhaar besteht aus Wurzel und Schaft. Der sich an die Wurzel anschließende Teil heißt „Unterschaft“. Zum Mittelschaft, der ausschlaggebend für die Färbung des Stückes ist, sagt der Jäger „Band“. Dem „Band“ schließt sich der „Oberschaft“, die Spitze an. Das vom Jäger getroffene Stück hinterlässt am Anschuss „Schnitthaar“ (durch das Geschoss abgeschnitten) oder „Abschusshaar“ (dto. abgeschossen). Vom Ausschuss herrührendes Haar heißt auch „Schlaghaar“. Die Haare der Hirschmähne, aus denen der Hirschbart gebunden wird sitzen am unteren Teil des Trägers. Die langen Haare am Träger des Rothirsches heißen „Kragen“, „Brunftkragen“, „Mähne“ oder „Brunftmähne“. Das nur deutsche Wort „Kragen“ bezeichnete ursprünglich den Hals von Mensch und Tier. Erst später wurde „Kragen“ auf die langen Haare am Tierhals übertragen.
Die Schwarte von Sau und Dachs hat Borsten
Die derbe Haut des Schwarzwildes wird als „Schwarte“ und ihr Abziehen (durch Schärfen) als „Abschwarten“ bezeichnet. Im deutschen Sprachgebrauch besaß „Schwarte“ die Bedeutung als menschliche Kopfhaut bzw. Haut allgemein, bevor das Wort auf die Haut des Schwarzwildes und des Dachses übertragen wurde. Die Schwarte der Schwarzkittel ist „beborstet“. Die Borsten – die steifen, harten Haare der Sauen – bedecken als Sommer- bzw. Winterborsten die Unterwolle, die unmittelbar der Schwarte aufsitzt. Zu den langen Rückenborsten sagt man „Federn“ und unterscheidet die „Winterfedern“ von den „Sommerfedern“.
Stellt die erregte Sau die gesamten Rückenborsten, den „Kamm“, hoch, dann sind die Federn angeborstet. Kamm heißt auch der obere Teil des Halses. Das Haarraubwild (ausgenommen Bär, Dachs) sowie Hase und Kanin haben einen „Balg“, seine Behaarung nennt man „Wolle“. Die Ausgangsbedeutung von Balg ist „prall gefüllte Tierhaut“. Als die Gepflogenheit, Flüssigkeiten in kleine Tierbälge zu füllen, schwand, ging die Bedeutung von Balg in „abgestreifte Tierhaut“ über. Hase, Kanin und Haarraubwild werden gebalgt, gebälgt oder abgebalgt. Eingebürgert hat sich auch „streifen“. Der heller bzw. weiß gefärbten Behaarung um das Weidloch bei Rot-, Dam-, Muffel- und Rehwild gab die Jägerei den Namen „Spiegel“.
Das mittelhochdeutsche „Spiegel“ wurde begrifflich auf glänzende, helle Stellen des tierischen Körpers übertragen (übrigens nennt man auch den weißen Achselfleck des Auer- und des Birkhahns sowie die Querbinden auf den Flügeln der Enten, Tauben und Eichelhäher Spiegel). Bei Rot- und Damwild heißt der Spiegel auch Scheibe – der Spiegel wirkt zusammen mit dem dunklen Wedel wie eine Schießscheibe. In der Jägersprache heißt der Schwanz des Schalenwilds „Wedel“. Wedel bedeutete in alter Sprache „Büschelartiges zum Hin- und Herbewegen“ und bezeichnete ein Büschel Federn, Haare, Stroh oder Laub. Im 13. Jahrhundert wurde das bayerische Wadel, das „buschige Ende des Sechsender-Tierschwanzes“, zu „Schwanz“ erweitert. Vom 17. Jahrhundert an wird „Wedel“ für Schwanz nicht mehr benutzt, es lebt lediglich in der Waidmannssprache fort. Eine Zeitlang galt Wedel bei den Jägern auch für die Blume, den Stummelschwanz des Hasen.