Jägersprache: So heißen die Monate bei den Jägern

Wer in alten Jagdgeschichten stöbert, stößt schnell auf urige Monatsnamen. Ihre sprach- wie volkskundliche Herleitung bietet teils Überraschendes.
Wie wäre es, das Trophäenbrett für ein erbeutetes Gewaff z.B. mit „Im Keilermond 2022“ zu beschriften?
Wie wäre es, das Trophäenbrett für ein erbeutetes Gewaff z.B. mit „Im Keilermond 2023“ zu beschriften?

"Stunde und Stimmung“ lautet der Titel eines der Werke des Jagdliteraten Friedrich v. Gagern. Doch auch beim Gedanken an gewisse Tage oder gar Monate gerät ein Waidmann flugs in stimmungsvolle Reviererinnerungen oder Vorfreude auf jagdliche Herausforderungen. Während sich unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen aus der Kultur der alten Römer herleiten, sind die sich an den Zyklus des ländlichen Lebens orientierenden alten deutschen Monatsnamen in Vergessenheit geraten. Die Folgen zeitgeschichtlicher Ereignisse haben dazu ebenso beigetragen wie die Verstädterung unserer Bevölkerung. Viele Jungjäger und selbst manch junger Landwirt weiß mit Begriffen wie Lenzing oder Gilbhart rein gar nichts mehr anzufangen.

Spätestens, wenn man sich mit alter Jagdliteratur auseinandersetzt, gerät man aber nicht nur mit Namens- und Lostagen (Wetterdeutungstage) in Berührung, sondern auch mit den alten Monats- bzw. Mondnamen. Eingedenk des gerade in Deutschland ausgeprägten Phänomens der Regionalität existieren rund 200 verschiedene Namen bzw. Namensspielarten; einige reichen bis in die Zeit Karls des Großen um 800 zurück, andere sind Wortschöpfungen des 19. Jahrhunderts. Betrachten wir solche Namen, die im Jäger- und Bauernleben immer wieder auftauchen.

Die zwölf Monate: Januar

Hegemond, Hartung, Jenner, Hartmond, Eismond: Hartung ist die erst Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Umformung aus Hartman (harte Erde. Man: Mond), eben dem Hartmond.

Februar

Fuchsmond, Hornung, Sellemond: Aufgrund seiner wenigen Tage ist der Hornung der zu kurz gekommene Monat – zu kurz gekommen wie ein uneheliches Kind. Hornung leitet sich nämlich aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen hornunç her, was ein im Winkel gezeugtes, sprich uneheliches Kind bedeutet.

März

Schnepfenmond, Lenzing, Lenz: Der Lenzmond ist an das althochdeutsche lenzo angelehnt, womit jedoch die ganze Frühjahrsperiode gemeint war.

April

Hahnenmond, Östring, Ostaramond, Ostermond: Ostara war die Göttin der Morgenröte, des aufgehenden Lichts.

Mai

Färbemond, Weidemonat, Wonnemond: Hier standen das mittelhochdeutsche wunni für Freude und das wunne für Lust- und Weideplatz Pate.

Juni

Rehbockmond, Brachet, Sonnwend, Brachmond: In der früheren Drei-Felder-Wirtschaft wurde dann das Brachfeld bearbeitet. In vielen Regionen ging die Rehbockjagd einst erst im Juni auf.

Juli

Blattmond, Heuert, Heumond: Die Zeit der Blattzeit und der Heuernte, wie es sich von selbst erklärt.

August

Feistmond, Ernting, Ernet, Aust, Erntemond: Das Ende des 19. Jahrhunderts erfundene Wort Ernting trägt in sich das althochdeutsche arnoti, was Erntezeit bedeutet.

September

Hirschmond, Herbsting, Scheiding, Herbstmond: Hier scheiden sich der endende Sommer und der nun anstehende Herbst.

Oktober

Hasenmond, Gilbhardt, Laubries, Weinmond, Heiligmond: Die Zeit des Vergilbens und Welkens der Blätter, wobei Gilbhardt eine neuzeitliche Wortzusammenstellung ist.

November

Gamsmond, Nebelung, Nebling, Niblung, Laubrost, Nebelmond: Und auch Nebelung ist eine treffend schöne Charakterisierung aus dem 19. Jahrhundert.

Dezember

Keilermond, Julmond, Christmond, Heilsmond, Weihemond: Das altgermanische Julfest wurde anlässlich der Wintersonnenwende gefeiert. Noch heute tragen junge Schwedinnen dann zeremoniell einen Kranz mit vier Kerzen, die den herbeigesehnten Ostermond symbolisieren, in dem die Lichtgöttin erscheint.

Verstehen wir die alten Monatsnamen als jahrhundertealten Schatz unserer ländlichen Kultur und Jagdkultur. Doch wir sollten sie nicht durch Import in den hektischen Alltag entzaubern. Beachten wir auch, dass eine häufige Verwendung einiger Mondnamen Jagdfeinden die Chance böte, die Jägerschaft ungerechtfertigterweise – doch agitatorisch wirksam – der „Deutschtümelei“ et cetera zu bezichtigen.

Die Dosierung macht’s auch hier

Im Jagdtagebuch oder in persönlichen Jagderinnerungen verwendet, tragen die alten Mondnamen bei sparsamer Verwendung zur „Würze“ der Erzählung bei. Bei der Beschriftung des Schädels einer heimischen Trophäe oder eines Gehörnbretts lassen Begriffe wie „Blattmond“ teils sogar auf die Erlegungsumstände schließen.

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