In PIRSCH 2/2020 wurde das Revolverkaliber .357 Magnum vorgestellt (S. 50 ff.). Drei Fangschusslaborierungen wurden aus Läufen von rund zwei bis sechs Zoll Läufen verschossen, um der Frage nachzugehen, welche Projektil-Geschwindigkeitsverluste und Leistungseinbußen sich dabei herauskristallisieren. Dafür hat unser Fachautor vier Revolvermodelle verwendet, die sich bei ihm schon lange im Jagdeinsatz bewährt haben. Wir stellen sie hier im einzelnen vor.
Smith & Wesson Mod. 640 Centennial
Ein extrem führiger DAO-Revolver in Stainless mit 2,13-Zoll-Lauf. Die Trommel fasst fünf Patronen. Der kleine J-Rahmen verdeckt den Hammer komplett. Somit kann kein Schmutz ins Schloss eindringen. Das steht einerseits für höchste Zuverlässigkeit, andererseits lässt er sich nur im Double-Actio-Only-Modus (Nur-Spannabzug) zu bedienen. Dabei muss das eher schmale, glatte Züngel 16 mm durchgezogen werden. Die dazu erforderliche Kraft beträgt 5,4 kg. Schwarzes, geriffeltes Miniaturrampenkorn und die unverwüstlich in die Rahmenbrücke eingefräste Kimme kennzeichnen das gewöhnungsbedürftige Visier. Es ist für Kurzentfernungen und nur bei gutem Licht brauchbar. Ich führe den Revolver kaum merklich im Uncle Mike’s Gürtelholster. Im Winter stecke ich ihn öfters in eine Brust-Einschubtasche, um ihn schnell bei der dicken Kleidung parat zu haben. Angenehm ist der Polymergriff. Er macht ihn gut schießbar, ohne Handschmerzen. Schon aufgrund der mäßigen Visierung setze ich ihn für Fangschüsse auf Kurzentfernungen ein – mehr deutend als visierend. Den DAO-Abzug muss man durch Übungsschießen beherrschen lernen, dann kann man bis etwa auf 15 m noch präzise Treffer platzieren. Der großer Vorteil des Mod. 640 ist seine extreme Führigkeit.
Walther R99 La Chasse
Dahinter steckt ein Smith & Wesson Mod. 19-3 (die 3 signalisiert die 3. Verbesserung seit dem Ursprungsmodell) mit 3-Zoll-Lauf. Er ist ein sehr führiger, sechsschüssiger Revolver in typischer Smith & Wesson Silhouette. Er besitzt den mittleren K-Rahmen. Hat ebenfalls eine weiß umrandete, voll verstellbare Kimme. Im geriffelten Rampenkorn steckt ein roter Plastikeinsatz. Griffiger Hahn und DA-Schloss mit Blattfeder kennzeichnen ihn. Der Kunststoffgriff hat angedeutete Fingermulden und tauschbare Rückenteile. Meine Hand füllt er gut aus und der Abstand zum breiten Züngel stimmt. Er überraschte mich durch eine herausragende Präzision – trotz kurzer Visierlinie – selbst auf 25 m. Der Abzug hat 21 mm Weg und weist Widerstände von 6,0 kg (Double Action) und 1,94 kg (Single Action) auf. Er steht im Single-Action-Modus trocken. Er ist 21 cm lang und 3,6 cm breit bei 1011 g Gewicht. Der Revolver lässt sich mit Patronen .357 Mag. noch sehr gut beherrschen. Mit ihm gab ich einen meiner aufregendsten Fangschüsse ab. Auf einen dreijährigen Keiler in der Dickung auf rund 30 cm durch einen Fichtenzweig hindurch ins Gehirn.
Ruger GP 100
Dieser Stainlessrevolver löste den Security Six ab. Er hat 4,2-Zoll-Lauflänge. Ruger benutzt Rahmen aus Feinguss. Meist werden diese bei anderen Herstellern mit riesigen Hämmern gepresst. Der Ruger GP100 hat einen sehr starken Rahmen, der viel verkraftet. Er ist ohne Werkzeug (mit Münze oder Hülsenrand) zerlegbar. Die Trommel fasst 6 Patronen. Das Ausstoßerstangengehäuse reicht bis zum Laufende („full underlug“). Die Trommel verriegelt dreifach: hinten im Stoßbodenbereich, vorne mit Ausstoßerstange und mittig durch den Trommelkran. Das Schloss arbeitet mit Schraubenfeder. Ausgestattet ist der GP 100 mit Hogue-Gummigriffen. Sie bieten einen sicheren und satten Halt. Die Druckplatte zur Trommelentriegelung ist gut bedienbar. Den Hahnsporn konnte ich sicher zum manuellen Spannen greifen. Der Revolver hat ein schwarzes, geriffeltes Rampenkorn und eine voll verstellbare Kimme. Der Revolver hat eine gute Abzugscharakteristik. In Double Action ergibt sich ein 20-mm-Weg bei 5,8 kg Widerstand. Im Single-Action-Modus steht er trocken und bricht nach 2,03 kg Widerstand. Der Ruger-Revolver lässt sich auch mit harten Ladungen angenehm und gut beherrschbar schießen. Die Präzision ist auch auf 25 m sehr hoch. Ein unverwüstlicher, extrem stabiler Revolver mit sehr langer Lebensdauer. Er ist 24,1 cm lang, 4 cm breit und wiegt 1127 g.
Smith & Wesson Mod. 27
In diesem Modell erlebte das Kaliber .357 Mag. seine Geburtsstunde im Jahr 1935. Der hier vorgestellte Fullsize-Revolver basiert auf einem großem N-Rahmen mit einer 6-Schuss-Trommel und hat einen 6-Zoll-Lauf (weitere Lauflängen 3,5", 4", und 8 3/8"). Er verfügt über eine justierbare Visierung mit hinterschnittenem Targetkorn. Das Schloss besitzt eine Blattfeder, der Schlagstift sitzt im Hahn. S & W-typisch ist der angenehme Double-Action-Abzug mit 19 mm Abzugsweg und 5,1 kg Widerstand, in Single Action sind es 1,26 kg. Der breite, gerillte Abzug lässt sich wie der Hahnsporn mit Fischhaut sicher greifen. Den fülligen, guten Goncalo-Alves-Holzgriff ersetzte ich durch einen Pachmayr-Griff. Das Mod. 27 ist mit 6-Zoll-Lauf 28,5 cm lang und bis zu 4,2 cm breit. Auf der Waage bringt es 1,37 kg. Der großrahmige Revolver lässt sich auch mit den stärksten Laborierungen angenehm schießen und weist eine präzise Schussleistung auf. Roland Zeitler