Geht’s auch günstiger? – Nachtjagd mit gebrauchter Technik

Gebrauchtangebote für Wärmebildtechnik können verlockend sein. Wir haben zusammengefasst, worauf Sie beim Kauf achten sollten.
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18. August 2023
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Nachtjagdtechnik erleichtert die Jagd auf Sauen ungemein.
Nachtjagdtechnik erleichtert die Jagd auf Sauen ungemein.

Bei einem Röhrengerät ist „der Stand der Technik“ nicht so ausschlaggebend wie bei den anderen Geräten. Hochwertige Bildverstärkerröhren wurden auch schon vor zehn Jahren produziert, und bahnbrechende Neuerungen, die für den Jäger interessant sind, hat es kaum gegeben. Ein Restlichtverstärker mit einer hochwertigen Röhre der Generation 2+ aus europäischer Produktion, (z. B. Photonis) ist auch heute noch eine gute Wahl. Als Neugerät kostet so etwas heute von einem Markenhersteller wie Jahnke oder Lahoux schnell 3.000 € bis 4.000 €. Gebraucht wird man es aber oft für die Hälfte bekommen. Ein verlockendes Angebot. Hier muss aber genau geprüft werden.

Hochwertige digitale Vorsatzgeräte sind robust und langlebig.
Hochwertige digitale Vorsatzgeräte sind robust und langlebig.

Wichtig ist, dass ein Datenblatt vorhanden ist, auf dem die spezifischen Leistungsmerkmale der verbauten Röhre ersichtlich sind, damit man abschätzen kann, wie gut die Röhre ist und von wann das Datenblatt ist. Das sagt im Prinzip leider nichts über das Alter der Röhre aus, denn die Hersteller erstellen auch Datenblätter, wenn die Röhre zur Reparatur oder Überprüfung ins Werk geschickt wird. In der Regel ist das Datum auf dem Datenblatt aber auch das Baujahr der Röhre. Die Seriennummer der Röhre ist auch auf dem Datenblatt zu finden. Ob sich diese Röhre auch wirklich im Gerät befindet, ist aber nur zu überprüfen, indem das Gehäuse geöffnet wird. Bei einem Gebrauchtkauf wird das der Verkäufer aber nur in den seltensten Fällen zulassen. Im Kaufvertrag sollte also unbedingt drinstehen, dass das beigefügte Datenblatt auch zum Gerät gehört. Stellt sich in einem Reparaturfall dann später heraus, dass sich im Gerät eine ganz andere Röhre befindet, ist der Verkäufer haftbar.

Bildqualität im Revier genau testen

Überprüfen sollte man einen Restlichtverstärker unter Revierbedingungen. Nur bei schlechtem Licht lässt sich das Bildrauschen beurteilen. Sind schwarze Flecken, sogenannte Black Spots, im Bild zu sehen, kann es sich dabei um Fehler handeln. Meistens treten diese vereinzelt im Randbereich auf. Entstehen können solche Fehlstellen bei der Fabrikation oder durch falsche Handhabung. Sind die schwarzen Flecken störend, sollte man von einem solchen Gerät besser die Finger lassen. Von allein verschwinden die nämlich nicht mehr. Das zweite Problem bei Restlichtverstärkern ist das Altern der Röhre. Eine Bildverstärkerröhre hat eine begrenzte Lebensdauer. Eine zehn Jahre alte Militärröhre kann durchaus nur noch 60 % ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit haben.

Wenn das Militär neue Röhren beschafft, so werden meist die Gerätegehäuse weiterverwendet. Die ausgemusterten Bildverstärkerröhren sind dann relativ günstig auf dem freien Markt zu bekommen. Daraus machen dann findige Händler mit neuen Gehäusen, neuem Okular und neuem Objektiv ein angeblich neues Nachtsichtgerät. Das wichtigste und teuerste Bauteil ist aber gebraucht und viele Jahre alt. Die „Restlebensdauer“ der Röhre ist sehr schwer abzuschätzen, denn niemand weiß, wie sie bisher behandelt wurde. Beim Kauf eines gebrauchten Restlichtverstärkers mit Röhre ist es daher wichtig, ein Gerät aus der Produktion eines großen europäischen Herstellers zu wählen und auf das Datenblatt zu bestehen. Ist man dann im Revier mit dem Bild zufrieden, kann man eine Menge Geld sparen.

Digitale Nachtsicht ist deutlich robuster

Digitale Nachtsichtgeräte haben keine Bildverstärkerröhre, sondern benutzen einen hochempfindlichen CCD-Chip, wie er sich in Videokameras mit Nachtmodus-Funktion befindet, der das Licht verstärkt. Diese Technik ist wesentlich einfacher, robuster und vor allem preisgünstiger. Gute digitale Vorsatzgeräte werden nur von wenigen Herstellern angeboten (Pulsar, Dipol, Elektrooptik). Neugeräte liegen zwischen 1.000 € und 1.500 €. Für ein Second-Hand-Gerät, das zwar funktioniert, aber keine Herstellergarantie mehr hat, sollte man nicht mehr als die Hälfte ausgeben. Digitale Okularaufheller, die hinten auf das Zielfernrohr geschoben werden (z. B. Pard, Sytong), sind mit einem Neupreis von 500 € bis 600 € noch günstiger. Wer ein Gerät von privat „gekauft wie gesehen“ ohne Garantie erwirbt, sollte maximal 200 € ausgeben.

Eines der gängigsten Modelle ist das digitale Aufsatzgerät Sytong HT-66.
Eines der gängigsten Modelle ist das digitale Aufsatzgerät Sytong HT-66.

Bei den Wärmebildkameras kommen die Hersteller oft nach sehr kurzer Zeit mit einem Nachfolgemodell auf den Markt, und die Auslaufmodelle werden preisgünstig angeboten. Das ist wohl die günstigste und sicherste Gelegenheit eine Wärmebildkamera zu kaufen, denn 20 bis 25 % Preisnachlass auf Neugeräte sind oft drin (inkl. volle Herstellergarantie). Ein gebrauchtes Gerät eines Markenherstellers mit 320x240er Sensor, 17er Pitch, einer Bildwiederholungsrate von 50 Hz und ordentlichem Bildschirm ist auch heute noch brauchbar und erfüllt seinen Zweck. Diese Geräte werden sehr oft angeboten, weil ihre Besitzer auf die modernen, leistungsfähigeren Geräte umsteigen.

Festverbaute Akkus unbedingt prüfen

Aufpassen muss man bei Modellen mit fest eingebautem Akku. Wird ein Akku nicht pfleglich behandelt, kann er schnell an Leistung verlieren, und die Akkulaufzeit sinkt. Daher vor dem Kauf unbedingt den Akku prüfen sprich voll aufladen, laufen lassen und dann schauen, wie lange er hält. Die Herstellerangabe wird zwar selten erreicht, aber mehr als eine Stunde weniger sollte es nicht sein. Beim Wechselakku kommt es darauf an, ob teure Eigenprodukte der Hersteller verwendet werden, etwa bei Pulsar oder handelsübliche, günstige Akkus, wie CR123 oder 18650er. Bei diesen Geräten lässt sich schnell und günstig ein neuer Akku einlegen, und auch Reserveakkus gehen nicht so ins Geld. Wichtig ist, eine Wärmebildkamera im Revier auszuprobieren. Sind Sie mit der Bildqualität zufrieden, bereitet die Handhabung keine Probleme, und läuft das Gerät einige Stunden zuverlässig, steht einem Kauf nichts im Wege. Ein Nachlass von 40  bis 60 % auf den Neupreis sind bei Markengeräten üblich.

Gut anzusprechen: Der Pinsel des Keilers ist durch eine hochwertige Wärmebildkamera auch in der Nacht eindeutig zu erkennen.
Gut anzusprechen: Der Pinsel des Keilers ist durch eine hochwertige Wärmebildkamera auch in der Nacht eindeutig zu erkennen.

Fazit: Beim Kauf gebrauchter Nachtjagdtechnik kann man Geld sparen, sich aber auch Ärger einhandeln, vor allem beim Kauf von privat. Schließt der Privat-Verkäufer die Gewährleistung explizit aus, hat der Käufer keinen Anspruch. Es sei denn, der Verkäufer hat einen gravierenden Mangel verschwiegen (z. B. Riss im Objektiv). Es empfiehlt sich daher (wie beim Autokauf) vor Ort vorbeizufahren und das Gerät vor dem Kauf in Augenschein zu nehmen. Nur so fallen z. B. kleine Bildfehler auf. Händler müssen Garantie geben bzw. Geräte zurücknehmen. In der Regel kann der Käufer diese innerhalb von 14 Tagen zurücksenden. Achtung: Manche Händler versuchen die Gewährleistung zu umgehen, in dem sie in der Annonce schreiben, dass das Gerät im Auftrag eines Kunden – also letztlich privat – verkauft wird. Tipp: Fragen Sie zuerst im Bekanntenkreis, ob jemand ein Gerät verkaufen möchte.

Kauf von Gebrauchtgeräten

Mit gesundem Menschenverstand!

  • Bei Röhrengeräten Datenblatt geben lassen und studieren.
  • Röhrengeräte sind empfindlich und haben nur eine begrenzte Haltbarkeit.
  • Kaufen Sie bei Röhrengeräten nur eines aus europäischer Produktion.
  • Digitale Nachtsichtgeräte sind deutlich robuster, günstiger aber auch weniger leistungsfähig.
  • Überprüfen Sie die Leistungsfähigkeit festverbauter Akkus.
  • Testen Sie die Bildqualität des Gerätes vor dem Kauf – wenn möglich unter Revierbedingungen.
  • Achten Sie auf den Gesamtzustand des Gerätes (z. B. Unversehrtheit des Gehäuses, keine Kratzer im Objektiv).
  • Bei Privatverkäufen ist meistens die Gewährleistung ausgeschlossen.
  • Beim direkten Kauf über einen Händler haben Sie mehr Sicherheit. Reiner Mertens
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