Thermtec: Das können die Wärmebildkamera-Angebote aus Fernost

Mit dem chinesischen Unternehmen Thermtec betritt ein neuer Anbieter von Wärmebildkameras die Bühne. Mit der Cyclops-Baureihe bietet er moderne Wärmebildoptik zum fairen Preis an. Wir haben das Cyclops 319 Pro ausprobiert.
Cyclops-Hochsitz
Besonders die lange Akku-Laufzeit hat es unserem Tester angetan.
Die Cyclops-Baureihe umfasst Wärmebildkameras mit 15, 19, 25, 35 und 50 mm Objektivdurchmesser. Dementsprechend fallen die Vergrößerung und das Sehfeld aus. Wir haben uns für das 319 Pro mit 1,8-facher Vergrößerung und 24,2 m Sehfeld auf 100 m entschieden, das gut für den Wald- und Pirschjäger geeignet ist. Zusätzlich zur optischen Vergrößerung steht ein bis zu 6-facher Digitalzoom zur Verfügung.
Bei eingeschaltetem KI-Entfernungsmesser wird die geschätzte Entfernung zur Wärmequelle angegeben.
Bei eingeschaltetem KI-Entfernungsmesser wird die geschätzte Entfernung zur Wärmequelle angegeben.
Gehäuse und Ausstattung sind bei allen Cyclops gleich. Die Auflösung des Mikrobolometers beträgt 384 x 288 Pixel mit 12-μm-Pitch, die Bildwiederholungsrate 50 Hz, und der Nutzer schaut auf einen OLED-Bildschirm mit 1024 x 768 Pixel. Die Energieversorgung übernimmt ein fest verbauter Lithium-Ionen-Akku, der für 12 Stunden reichen soll. Ein Ladekabel mit USB-Anschluss wird mitgeliefert. Der 16 GB fassende interne Speicher reicht für etliche Stunden Videoaufzeichnung und tausende Fotos. Durch die WiFi-Schnittstelle kann das Gerät mit einer App gesteuert und das Bild auf Mobilgeräte übertragen werden. Das Cyclops geht noch einen Schritt weiter und erlaubt es, über das WLAN auf die Datenverbindung des Mobilgerätes zuzugreifen. Somit kann das Bild der Kamera live ins Internet gestreamt werden.
Zum Lieferumfang gehört ein stabiles Hardcase.
Zum Lieferumfang gehört ein stabiles Hardcase.

Steuerung über innovativen Joystick

Innovativ ist der zwischen den beiden Tasten angeordnete, orange-farbene Joystick. Ein Druck nach vorn startet den Digitalzoom, ein Druck nach hinten verringert den Zoomfaktor. Mit Druck nach rechts gelangt man in die Auswahl der sechs Farbpaletten, und links schaltet den KI-Entfernungsmesser (Künstliche Intelligenz) ein und aus. Dieser Entfernungsmesser funktioniert nicht mit einem Laser, sondern mithilfe eines Computerprogramms. Mit einem Doppelklick auf den Joystick gelangt man ins Menü. Dort lassen sich Schärfe, Helligkeit und Kontrast in jeweils zehn Stufen einstellen. Innovativ ist auch die Möglichkeit der Farbänderung des Displays. Die App hat wirklich interessante Funktionen. So ist es zum Beispiel möglich, sich über diese benachrichtigen zu lassen, sobald die Software ein warmes Objekt erkennt. Die App sendet dann eine Push-Benachrichtigung (Vibration oder Ton) aufs Mobilgerät. Richtet man die Wärmebildkamera z.B. auf die Kirrung aus, kann man so getrost ein Nickerchen machen und sich wecken lassen, wenn Wild auftaucht.
Das Cyclops liegt gut in der Hand und ist rundum gummiarmiert.
Das Cyclops liegt gut in der Hand und ist rundum gummiarmiert.

Das Thermtec Cyclops im Revier

Die Bedienung über die beiden Druckknöpfe und den erhabenen Joystick ist sehr angenehm. Versehentlich eine falsche Taste zu drücken, ist kaum möglich. Die Entdeckungsdistanz wird mit 950 m angegeben, Ansprechen soll bis 370 m gehen. Wirklich brauchbar, um ein Objekt zu identifizieren, also zu sehen, ob es sich um Rot-, Reh- oder Schwarzwild handelt, ist das 319 Pro bei guten Wetterbedingungen bis etwa 280 m. Danach muss man sich am Bewegungsmuster orientieren, um die Wildart zu erkennen. Das Umgebungsbild wird gut dargestellt, die Wärmequelle strahlt hell. Bei Nebel schlug sich das preiswerte Gerät erstaunlich gut. Um den KI-Entfernungsmesser zu testen, haben wir zum Vergleich eine Pulsar Accolade mit Laser-Entfernungsmesser benutzt. 

Die KI-Entfernungsmessung kann bis zu sechs Tiere und Menschen automatisch identifizieren und direkt im Betrieb die geschätzte Entfernung anzeigen. Das funktioniert bis 180 m ganz gut, danach wird es ungenau. Der Vergleich mit dem präzisen Laser-Entfernungsmesser der Pulsar zeigte, dass die Cyclops bis auf ca. 15 m exakt misst. Ob man bei Distanzen bis etwa 180 m einen Entfernungsmesser braucht, ist eine andere Sache. Die Erkenntnis hilft aber, zumindest die Größe des Stückes abzuschätzen. Das 470 g schwere Wärmebildgerät liegt angenehm in der Hand und ist rundum durch eine Gummiarmierung geschützt.

Resümee: Der Jäger bekommt für einen Kaufpreis von 1.349 € ein sehr gut ausgestattetes Gerät mit ordentlichem Bild, das sich einfach bedienen lässt. Die Akkulaufzeit ist angenehm lang. Der Zoom arbeitet stufenlos, und einen NEDT-Wert von ≤ 25 mK findet man in dieser Preisklasse sonst kaum.
Weitere Funktionen
Zu den Themen
Kommentieren Sie