Zielfernrohr: Das neue Leica Fortis 6 1,8-12x42i im Test

Ist die Zeit der großen Ofenrohre vorbei? Immer mehr kompakte Alleskönner drängen auf den Zielfernrohrmarkt. Die Geräte meistern sowohl den Ansitz als auch die Drückjagd und dank Vorsatztechnik ebenso die Dunkelheit. Eines dieser Anpassungswunder ist die neue Kreation von Leica.
Leica-Fortis
Das Leica Fortis 6 1,8-12x42i im Praxistest.

Das neue Fortis 6 1,8-12x42i besticht durch die gewohnte Qualität aus Wetzlar. Hochwertige Verarbeitung und ein glasklares Bild brauchen beim Namen Leica kaum erwähnt werden. Würde man sich doch wundern, wenn es anders wäre. Was das Zielfernrohr aber nicht zu dem nächsten 3-12x56 werden lässt, mit denen der Markt gesättigt scheint, ist das Konzept des Glases. Es reiht sich zwischen Drückjagd- und Ansitzglas ein und ist gleichzeitig leicht und klein genug für eine Pirschbüchse. Der Vergrößerungsbereich reicht von 1,8- bis 12-fach. Damit sind Schüsse auf der engen Schneise genauso wie im Feld möglich. 

Die Kombination aus diesem breiten Vergrößerungsbereich mit dem mittleren Objektivdurchmesser von 42 mm ist selten auf dem Markt. In der Regel zwingt ein größerer Objektivdurchmesser oder ein kleinerer Vergrößerungsbereich einen dazu, einen Kompromiss eingehen zu müssen. Das ist mit dem neuen Fortis nicht der Fall.

Gewohnt Qualität auf höchstem Niveau

Ein weiterer wichtiger Vorteil des Zielfernrohrs ist die Parallaxeneinstellung. Im Vergrößerungsbereich bis 12-fach verzichten viele Hersteller darauf, eine Einstellmöglichkeit für die Parallaxe zu verbauen. Warum das so ist, ist mir schleierhaft. Zielfehler aufgrund einer fehlerhaften Parallaxe führen nicht nur auf dem Schießstand zu schlechten Ergebnissen, sondern in der Praxis auch möglicherweise zu Tierleid. Leica ist hier einen anderen Weg gegangen und hat einen gut funktionierenden Parallaxenausgleich verbaut. Dieser sitzt neben der Leuchteinheit. Praktischerweise stehen zwischen den jeweiligen Helligkeitsstufen Aus-Positionen zur Verfügung. 

So muss die gesamte Einstellung nicht auf 0 gedreht werden, um die Beleuchtung abzustellen. Der Leuchtpunkt ist fein dimmbar und sowohl in der Dämmerung als auch am Tag nutzbar. Dass ein großes 56er-Objektiv nicht mehr notwendig ist, um das Büchsenlicht bis tief in die Dämmerung voll auszunutzen, zeigt der derzeitige Stand der Linsenvergütung. Premiumhersteller wie Leica stecken selbst mit Objektiven von 42 mm Durchmesser günstigere Varianten mit rein rechnerisch mehr Lichtstärke und einer höheren Dämmerungszahl in die Tasche. So auch das neue Fortis. Früher nach Hause gehen zu müssen, weil das Zielfernrohr nicht mehr mitmacht? Fehlanzeige. Die Abendansitze konnten im Testzeitraum genauso ausgereizt werden, wie mit einem dicken „Ofenrohr“. Aufgrund der 12-fachen Vergrößerung und der guten Abbildungsleistung war auch das Ansprechen auf etwas größere Entfernungen uneingeschränkt möglich.

Vorteile

  • gute Verarbeitungsqualität
  • hervorragende Abbildungsleistung
  • moderater Preis (ohne ASV und ohne Schiene, UVP 1.895 €)
  • breites Sehfeld
  • Parallaxenausgleich
  • tagesheller Leuchtpunkt

Nachteile

  • mehr Zielfernrohrschatten bei kleiner Vergrößerung als bei größerer

Fazit: Das neue Fortis 6 1,8-12x42i von Leica braucht sich hinter den klassischen 3-12x56ern nicht verstecken. Der große Anwendungsbereich und das gewohnt puristische Design von Leica machen das Zielfernrohr zu einem beliebten Jagdbegleiter. Aufgrund seiner kompakten Bauweise ohne nennenswerte Leistungseinbußen macht sich das Glas optimal auf leichten Pirsch- oder Kipplaufbüchsen. Montiert war das Fortis über die wahlweise zu ordernde Zeiss-Innenschiene mittels einer Picatinny-Montage von Recknagel. Diese fügte sich aufgrund der minimalistischen Abmaße perfekt in das Bild ein.

Bei 100 m rastet die Parallaxeneinstellung leicht ein.
Bei 100 m rastet die Parallaxeneinstellung leicht ein.
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