Wärmebildvorsatzgeräte: Was es zu beachten gilt

Mit voranschreitender Technik wird die Nachtjagd immer effektiver. Doch alle Technik hat Grenzen. Darauf sollte geachtet werden.
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Moderne Nachtsichttechnik bietet viele Vorteile, die eine waidgerechte Jagd fördern.

Seit kurzem erst erlaubt, für viele aber nicht mehr wegzudenken: Wärmebildvorsatzgeräte. Während Kritiker um die Waidgerechtigkeit beim Einsatz der Technik fürchten, argumentieren Nutzer mit einer verbesserten Ansprache des Wilds und weiterer Sicherheitsmerkmale, die die Nachtjagd effektiver gestalten. Bereits in allen Bundesländern ist die Jagd auf Schwarzwild mit Vorsatzgeräten – sei es ein Wärmebild- oder Röhrengerät – erlaubt. In einigen Bundesländern wie Niedersachsen oder Baden-Württemberg ist auch die Jagd auf Raubwild und Neozoen mit der Technik möglich. Bei allen Vorteilen gibt es aber auch negative Seiten und Dinge, die beachtet werden müssen.

Gesetzeslage zu Nachtsichttechnik

Wie immer vorab das Rechtliche: Platt gesagt, ist der Umgang mit Nachtsichtvorsatz- bzw. -aufsatzgeräten nach dem Waffengesetz § 2 Absatz 3 i. V. m. Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.2.4.2 verboten. Mit der 3. Waffengesetzänderung von 2019 wurde jedoch eine generelle Ausnahmegenehmigung für Jäger erteilt. Das Bundeskriminalamt (BKA) erklärt dazu:

Inhaber eines gültigen Jagdscheins im Sinne von § 15 Absatz 2 Satz 1 des Bundesjagdgesetzes bedürfen Kraft Gesetz keiner Erlaubnis zum Umgang mit den auch weiterhin dem waffenrechtlichen Verbot unterliegenden Nachtsichtgeräten mit Montagevorrichtungen für Schusswaffen, die als Nachtsichtvorsätze und Nachtsichtaufsätze für Zielhilfsmittel (u. a. Zielfernrohre) verwendet werden, sofern sie diese ausschließlich zu jagdlichen Zwecken verwenden. Gleiches gilt für die sonstigen Nachtsichtvorsätze und Nachtsichtaufsätze für Zielhilfsmittel (u. a. Zielfernrohre) gemäß der Nr. 2.2“ (Quelle: Merkblatt zu Nachtsichtvor-und Nachtsichtaufsätzen, BKA)

Nachzieltechnik, die ohne in Verbindung mit einem Zielfernrohr verwendet werden kann, ist verboten.
Nachzieltechnik, die ohne in Verbindung mit einem Zielfernrohr verwendet werden kann, ist verboten.

Montage von Wärmebildgeräten

Aus der Feststellung des BKA folgt, dass Wärmebildgeräte auf zwei Arten montiert werden können. Zum einen direkt auf dem Objektiv des Zielfernrohrs, zum anderen auf der Waffe, beispielsweise über eine Picatinny-Schiene. Letztere Form wird jedoch selten genutzt. Die Montage am Objektiv erfolgt in der Regel über Adapter mit einem Klemmring. Dieser ist entweder fest mit dem Vorsatzgerät verbunden, so dass auch der Klemmring immer wieder mit abgenommen wird. Oder der Klemmring verbleibt am Objektiv des Zielfernrohrs und das Wärmebildgerät wird mittels Verschlusses auf dem Klemmring montiert.

Das Calonox Sight wird auf dem Objektiv des Zielfernrohres montiert.
Das Calonox Sight wird auf dem Objektiv des Zielfernrohres montiert.

Wenn der Klemmring am Wärmebildgerät fest verbunden ist, muss beim erneuten Aufsetzen des Geräts auf die korrekte Position des Klemmrings auf dem Objektiv geachtet werden.

Justieren der Wärmebildgeräte

Runtergebrochen „fangen“ Wärmebildvorsatzgeräte Wärmesignaturen ein und stellen diese auf einem Bildschirm dar. Auf diesen Bildschirm schaut der Schütze dann mit seinem Zielfernrohr. Das Vorsatzgerät muss also – ähnlich wie beim Einschießen des Zielfernrohrs –justiert werden, um keine Treffpunktverlagerung zu erhalten.

Der Vorgang ist vom Prinzip bei allen Geräten derselbe. Um die Waffe auf das Vorsatzgerät einzuschießen, wird das Bild des Vorsatzgeräts an die richtige Stelle gebracht, so dass Treffpunktlage und Zielpunkt auf die gewünschte Distanz übereinstimmen. Wie jedes einzelne Gerät justiert wird, ist der jeweiligen Bedienungsanleitung zu entnehmen. Das Leica Colonox beispielsweise kann über eine Handy-App gesteuert und eingestellt werden.

Einsatzbereich und -bereitschaft von Wärmebildgeräten

Wärmebildgeräte können selbst die Wärmesignaturen von kleinen Mäusen erfassen. Doch die Geräte haben auch ihre Grenzen. Dichtes Schilf, Dickungen und hoher Mais verdecken die Wildkörper und damit die Wärmeabstrahlung. Auch Glas bzw. Plexiglas der Kanzelfenster sind eine unüberwindbare Barriere für die Geräte. Damit eine Wärmebildkamera etwas „sehen“ kann, braucht sie freies Blickfeld. Starker Regen und dichter Nebel machen den Geräten hingegen kaum etwas aus, wodurch sie Röhrengeräten in diesem Punkt überlegen sind.

Anders als Röhrengeräte, die in der Regel eingeschaltet werden und direkt einsatzbereit sind, müssen Wärmebildgeräte erst „hochfahren“. Diese Einschaltphase kann so manche Jagdchance ruinieren. Deshalb gibt es bei so ziemlich allen Geräten einen Stand-By-Modus. In diesem ist das Gerät eingeschaltet, nur der stromfressende Bildschirm bleibt schwarz. Ein Tastendruck oder die Bewegung des Geräts und der Bildschirm schaltet sich ein, das Gerät ist einsatzbereit.

Die meisten Wärmebildkameras müssen sich zur Pixelbereinigung alle paar Minuten kalibrieren bzw. müssen regelmäßig kalibriert werden. Die automatische Kalibrierung vollzieht das Gerät meist in relativ kurzen Abständen selbst. Dazu bleibt das digitale Bild kurz stehen und erneuert sich. Es ist besonders unangenehm, wenn das Bild genau in der Schussabgabe „einfriert“. Daher ist die im Geräte-Menü meist einstellbare manuelle Kalibrierung besser. Vergessen sollte man das Kalibrieren nicht, sonst könnte das Bild sukzessive schlechter werden.

 

Mit freundlicher Unterstützung durch Frankonia.

 

(* Der Beitrag enthält bezahlte Verlinkungen.)

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