Der Markt für Wärmebildtechnik ist heiß umkämpft. Da gibt es Einsteigermodelle bis 1.000, die Mittelklasse bis 2.500 und Highend mit 4.000 € und mehr. Dabei kommt man in keiner Klasse mehr um das „Reich der Mitte“ herum. Zwei, drei chinesische Hersteller liefern Gehäuse und Technik, die Vertreiber lassen je nach Budget exklusive Inhalte/ Menüs programmieren und kleben ihre Logos drauf. So ist dann alles irgendwie gleich gut oder schlecht. Die US-Firma Alpen Optics wurde 2018 von Bresser USA wiederbelebt und eine Niederlassung in Hilden gegründet. Bresser hat in Deutschland auch den Vertrieb für Pulsar und Vixen. So macht es Sinn, hier mit Alpen Optics eine eigene Marke aufs Gleis zu stellen, um „mitzuspielen“. Zwei WBK-Modelle gibt es, das Apex Thermal 35 und 54.

Hoher digitaler Zoom, pixeliges Bild
Die Zahl im Namen weist auf das 54-mm-Objektiv hin. Die 3-fache Startvergrößerung bildet ein randscharfes Bild in sechs Farbmodi auf dem AMOLED-Bildschirm ab. Die Auflösung beträgt 1.280 x 960 Pixel, der Sensor-Typ ist der bekannte 384 x 288/ 17 µm/ <40 mK. Wenn man den digitalen Zoom auf 6- oder gar 12-fach stellt, baut die Bildschärfe ab. Das Erkennen, um was es sich für eine Wildart handelt, wird dann zum Ratespiel. Das nur ein erfahrener Jäger löst, weil er weiß, wie sich Fuchs, Reh, Sau bewegen bzw. wie sie mausen, äsen, brechen.Tasche, Handschlaufe, Übertragungskabel (für Foto & Video; auch Wi-Fi für Handy mit der App Alpen Thermal möglich), Ladegerät und zwei (!) Akkus sind dabei. Den Ersatz hat man am besten immer am Mann! Der erste Einsatz führte mich im Frankenwald an einen Waldweg samt Apfeltrester. Um es kurz zu machen, Diana zwinkerte mir nicht zu. Dafür lockte nach zwei Stunden das Wildschweingulasch in der Jagdhütte.

Ohne Strom nur ein Briefbeschwerer
Beim nächsten Morgenansitz eine Woche später prüfte ich abends nochmal die WBK und stellte erfreut fest, dass der Akku noch Dreiviertel anzeigte. Am nächsten Morgen war im Dunkeln die Bühne voll, aber schon beim Einschalten die 54er leer. Fein rausgeputzt, hat nix genutzt! Der Ersatzakku lag zu Hause. Bei einer einstündigen Tour durchs Revier entstanden mit vollem Akku 121 Aufnahmen. Tja, die Kamerafunktion scheint mächtig Saft zu ziehen. Jedenfalls blinkte die Akkuwarnlampe danach rot. Das entscheidende Thema bei Nachtjagdtechnik ist, dass man stets Wechselakkus, Powerbanks oder Ladegeräte bereithält. Für mich als älteren Jäger nervig, früher musste man nur den Ladezustand seiner Taschenlampe im Blick haben. Dennoch machte es Freude zu sehen, was sich in der Dunkelheit alles im Revier tummelt. Sehen ohne gesehen zu werden, ist die Lösung; denn irgendwie muss die Nacht doch auch der Schutz fürs Wild bleiben, oder?

Test-Fazit
Fazit: Die 54er ist auch für Laien leicht zu bedienen, wobei ich den Ansatz aus Tirol verstehen kann, dass man technische Spielereien wie Film und Foto zugunsten der Akkulaufzeit weglässt. Was die Reichweite angeht, kann man Hunderte von Metern schauen (der Hersteller gibt 1.800 m an). Was der kleine weiße Punkt dann ist, wird bei großer Entfernung zum Rätselraten bzw. man verlässt sich darauf, dass Jäger wissen, wie der Fuchs schnürt, das Reh äst und eine Sau im Gebräch steht. Denn auf 12-fach wird das Bild schon sehr grobpixelig. Wie bei allen Werkzeugen heißt es: Wer Highend-Leistung will, muss Highend zahlen. Die 54er bietet im Mittelsegment eine Leistung, die mit anderen Geräten locker mithalten kann. Den Service hat man dafür vor Ort.
