Seit einiger Zeit müssen wir Jäger uns mit leergefegten Munitionsregalen herumschlagen. Der Einzelhandel kann hierfür wenig. Die Gründe liegen in politischen Veränderungen in den USA, der Corona-Pandemie und aktuellen militärischen Konflikten wie in der Ukraine. Anders sieht es bei der Verfügbarkeit von Wiederlade-Komponenten samt passenden Werkzeugen aus. Hier scheint der Nachschub stabil. Das lädt dazu ein, es doch einmal selber an der Presse zu versuchen. Darüber hinaus kann wiedergeladene Munition perfekt auf die eigene Waffe abgestimmt werden.
Was viele aber im selben Moment wieder abschreckt, sind ein zu absolvierender Lehrgang, rechtliche bzw. logistische Voraussetzungen bei der Lagerung von Pulver, die Anschaffungskosten sowie abstrakte Begrifflichkeiten. Doch es ist weniger schlimm, als es auf den ersten Blick scheint.
Was passiert beim Wiederladen?
Beim Wiederladen werden die Komponenten einer modernen Patrone – Hülse, Geschoss, Treibladungspulver und Zündhütchen – zusammengesetzt. Man erhält funktionstüchtige Munition. Der Vorgang ist in der Fabrik und an der heimischen Werkbank derselbe. Nach dem Abfeuern der Patrone muss die Hülse gereinigt und wieder in Form gebracht (rekalibriert) werden. Der gesamte Prozess des Ladens beginnt von vorn. Dieser grob dargestellte Ablauf ist für Büchsen-, Pistolen- und Schrotmunition im Grunde derselbe.
Die Vorteile des Wiederladens sind, dass man mit ein wenig Tüftelei eine auf die eigene Waffe perfekt abgestimmte Munition erhält. Denn wer kennt es nicht: Das gewünschte Geschoss liefert in einer Fabrikpatrone geladen nicht die gewünschte Präzision. Der Jagdfreund hat mit seiner Waffe und derselben Laborierung vielleicht ein wenig mehr Glück. Lädt man wieder, kann man leichter ein präzises Ergebnis mit dem gewünschten Geschoss erzielen. Darüber hinaus sind viele Komponenten heute besser verfügbar als fertiggeladene Munition. Hinzu kommt, dass der einzelne, wiedergeladene Schuss im Durchschnitt günstiger ist als die Patrone aus der Fabrik. Das liegt vor allem daran, dass die teuren Messinghülsen beim Wiederladen mehrmals verwendet werden können.
Rechtliche Voraussetzungen zum Umgang mit Treibladungspulver
Um als Jäger Munition herstellen zu dürfen, benötigt man eine Erlaubnis nach §27 Sprengstoffgesetz – einen so genannten Pulver- oder Wiederladerschein. Dieser berechtigt dazu, Treibladungspulver zu erwerben, zu überlassen, zu verbringen, aufzubewahren, zu verwenden und zu vernichten. Voraussetzungen hierfür sind ein Mindestalter von 21 Jahren, die Nachweise der persönlichen Eignung, der Zuverlässigkeit durch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, eines Bedürfnisses und der Fachkunde. Viele der Voraussetzungen können die meisten der Jägerinnen und Jäger vorweisen; bleibt der Papierkram.
Der Lehrgang hingegen ist ein Wochenende zusätzliche Büffelei. Wer sich auf das Thema vorbereitet, wird diesen mit links bestehen. Schließlich haben wir alle das deutlich schwierigere Grüne Abitur in der Tasche. Die Voraussetzungen für die Aufbewahrung von Treibladungspulver sind hingegen ein wenig kniffliger. Die genauen Aufbewahrungsvorschriften sind hier nachzulesen.
Grundausstattung für angehende Wiederlader
Damit man mit dem „Selberstopfen“ beginnen kann, muss man in Vorleistung gehen. Denn die Ausrüstung kostet ein wenig. Grundlegendste Werkzeuge sind eine Wiederladepresse, eine Waage, ein Zündhütchensetzgerät, ein Matrizensatz, ein Messschieber und anderes, kleineres Werkzeug beispielsweise zur Hülsenbearbeitung. Einsteigersets gibt es bereits ab 800 Euro, hinzu kommt noch der entsprechende Matrizensatz für ca. 100 Euro. Mit solch einem Set ist man in der Lage, taugliche Ladungen für den jagdlichen Einsatz oder für das Schießstandtraining zu produzieren.
Mit der Zeit und steigender Erfahrung wird sicher das ein oder andere Gerät durch ein höherwertiges ersetzt oder die Ausrüstung erweitert werden. So steigen beispielsweise viele Wiederlader nach einiger Zeit von der Einsteigerbalkenwaage auf ein vollautomatisches Pulverfüllsystem um. Das steigert den Arbeitskomfort, die Präzision und verringert den zeitlichen Aufwand.

Anleitung und Lernprozess
Wiederladen benötigt Liebe fürs Detail. Wie beim Waidwerk begibt man sich in einen ständigen Lernprozess. Das braucht Zeit und Übung. Das Internet hält jedoch eine Schatztruhe voller kostenlosem Wissen bereit, die nur darauf wartet, gehoben zu werden. Sei es Videomaterial auf Youtube oder Blogbeiträge – neben der gedruckten Fachliteratur gibt es für jeden „Lerntyp“ das geeignete Material. Auch viele Ladedaten werden von den Herstellern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt hilft kostenlose Software dabei, Ladungen zu entwickeln und Dinge virtuell auszuprobieren.
Wer das Glück hat, einen Mentor zu finden, sollte diese Chance nutzen. Auf den Schießständen tummeln sich viele Wiederlader. Von den meisten wird echtes Interesse an der Tätigkeit auch mit einer Einladung zum „über die Schulter schauen“ beantwortet. Selbst Social Medias wie Facebook oder entsprechende Foren sind geeignete Orte, um Hilfe zu bekommen.

Fazit
Wiederladen ist ein vollwertiges Hobby. Die Vorteile sind unbestreitbar. Natürlich ist der finanzielle Aspekt nicht zu leugnen. Das Gute ist jedoch, dass man nicht alles auf einmal kaufen muss, sich mit der Zeit steigern kann und im Zweifel gebrauchte Werkzeuge für einen guten Preis auch wieder verkaufen kann. Ein für mich positiver Aspekt ist, dass ich, seitdem ich selber lade, öfter auf den Schießstand zum Trainieren gehe. Das steigert mein Können als Schütze und als Jäger.
Wessen Interesse nun geweckt sein sollte, der kann sich auf den nächsten Beitrag freuen. In diesem schauen wir uns den Lebenszyklus einer Patrone von der Entstehung über den Abschuss bis hin zur Wiedergeburt an.
Mit freundlicher Unterstützung durch Frankonia.
(* Der Beitrag enthält bezahlte Verlinkungen.)