Ansitzsack oder Overall: Was ist besser für die Jagd im Winter?

Der Ansitz auf Fuchs oder Sau bei Schnee ist spannend und kalt zugleich. Doch was wärmt besser: Overall oder Ansitzsack?
Ansatzsäcke sind bei Raub- und Schwarzwildjägern seit jeher beliebt.
Ansatzsäcke sind bei Raub- und Schwarzwildjägern seit jeher beliebt.

"Wer friert, ist dumm“, dieser Spruch nervt, vor allem dann, wenn man trotz mehrerer Kleidungsschichten durchgefroren vom Ansitz zurückkommt und sich bis dato für einigermaßen intelligent hielt. Ich gehöre leider zu denjenigen, die recht schnell frösteln. Sicher liegt es auch mit daran, dass ich nicht allzu viel Biopren auf den Rippen habe. Das eine oder andere Fettpolster hier und da unterstützt ja bekanntlich die körpereigene Wärmeisolierung.

Da ich jedoch nicht unnötig Fett ansetzen will, muss ich schlichtweg aufrüsten, was meine „Winterklamotte“ betrifft. Nach dem Motto „doppelt hält besser“ bestelle ich einen Ansitzsack und einen Ansitzoverall, wobei sich die Suche nach Letzterem etwas schwieriger gestaltet. Denn nicht jeder Hersteller hat kleine Größen im Sortiment. Bei Rascher werde ich schließlich mit dem „WindPro“ fündig.

Der Ansitzsack "Carinthia Parforce"

Das Modell „Parforce“ trudelt ein paar Tage später ein, und trotz Neumond – immerhin liegt Schnee – zieht es mich bei -5 Grad raus ins Revier zur Fuchsjagd. Die Sicht ist trotz geschlossener Schneedecke mies, gleichzeitig steigt am Graben vor mir Nebel auf. Normalerweise zieht die Kälte nach spätestens zwei Stunden in meine Knochen, doch der Ansitzsack verströmt eine wohlige Wärme.

Beim Abglasen fällt mir auf, dass ich, wenn ich mich mal nach links oder rechts drehe, keine Geräusche fabriziere, der Loden macht’s möglich. Die Hände werden allerdings kalt, wofür kann der Ansatzsack nichts kann, sondern meine Vergesslichkeit: Die Handschuhe hab’ ich zu Hause liegen lassen. Doch in dem mit flauschigem Teddyplüsch gefütterten Muff wärmen sich die klammen Finger wieder hervorragend auf.

Praktisch ist, dass man den „Parforce“ mittels Kordel an der Brust zuziehen kann – Entweichen der Wärme unmöglich. Auch meine Füße wissen das“ zu schätzen: kalte Zehen? Fehlanzeige! Die Schultergurte sind variabel verstellbar und werden durch Hornknöpfe gehalten.

Der Ansitzsack

Vorteile:

  • isoliert hervorragend
  • sehr gute Verarbeitung
  • Kordelzug im Brustbereich hält die Wärme im Innenteil
  • mit 199 Euro (das neue Modell „Fell“ kostet 219,90 Euro) im ­Vergleich zum Overall günstig

Nachteile:

  • umständliches Anziehen
  • Schmutzschutz (Fjell) für das Schuhwerk im Inneren ist nicht gut fixiert
  • für die Pirsch eher ungeeignet
  • warme, geräuscharme Ansitzjacke ist Voraussetzung

Der Ansitzoverall "Rascher Wind Pro"

Ein paar Tage später halte ich den Rascher Overall „WindPro“ in den Händen. Man empfahl mir, Größe 46 zu wählen, „... da der Overall, wenn er zu eng ist, Kältebrücken bildet.“ Dazu gab es von dem Hersteller den Hinweis, dass der beste Ansitzoverall der Welt wenig nützt, wenn die Kälte durch die Füße in den Körper kriecht.

Ich bin ganz heiß darauf, den „Neuen“ auszuprobieren, doch der Schnee löst sich in Wohlgefallen auf, und der Overall bleibt zunächst einmal „arbeitslos“. Da kommt der Anruf von Chris Balke aus Schleswig-Holstein gerade recht: „Drückjagd bei Paddy und Mondansitz auf Sauen bei mir – bist du dabei?“

Für die Drückjagd an dem kühlen, trockenen Dezembertag ist der Lodenoverall meine erste Wahl, zumal mir ein Stand zugewiesen wird, auf dem ich mich frei bewegen darf. Der „WindPro“ lässt mich zwar etwas pummelig aussehen – aber was soll’s, Hauptsache warm. Das Taschensystem bietet genügend Platz. Die abzippbare Kapuze ist warm, groß und angenehm zu tragen, selbst mit Mütze. Aber Achtung: ­Orangefarbene Sicherheitskleidung ist das Mindeste, damit man bei einer Gesellschaftsjagd mit dem dunkelgrünen Rascher-Overall nicht als Greenhorn dasteht – Stichwort UVV.

In Punkto Wärme & Komfort sind Ansitzsack und Overall auf gleichem Niveau

Unter dem Overall trage ich übrigens Thermo-Unterwäsche und, ja, über der langen Unterhose noch zusätzlich eine Trainingshose. Wenn ich später an meinem Drückjagdstand Wild versorgen muss, ist das mit dem Overall so eine Sache, schließlich will ich darauf keine Schweißspritzer, Borsten oder andere „Reste“ als Erinnerung kleben haben. Zudem kommt man in dem warmen Gewand beim Aufbrechen schnell ins Schwitzen.

Für den Nachtansitz auf Sauen greife ich an den nächsten Abenden abwechselnd zu Ansitzsack und -overall. In punkto Wärme, Komfort, Isolierung und Geräuscharmut sind beide auf gleich hohem Niveau.

Der Ansitzoverall

Vorteile:

  • unproblematisches ­Hineinschlüpfen
  • geräuscharm, leicht, warm
  • isoliert hervorragend
  • sehr gute Verarbeitung
  • Strickbündchen
  • gepolstert an den Kniepartien und am Gesäß
  • gutes Taschensystem
  • abzippbare Kapuze mit einstell­barem Sichtfeld per Kordel
  • Pirsch in leichtem Gelände gut möglich
  • drückjagdtauglich (an Signalweste denken!)

Nachteile:

  • teuer in der Anschaffung, Preis: 569 Euro
  • warme Schuhe bzw. Stiefel sind Voraussetzung

Alles eine Preisfrage

Am Ende entscheidet der Blick ins Portemonnaie: Zum 569 Euro teuren Rascher-Overall kommen noch warme Schuhe oder Stiefel dazu, die ein „Muss“ dafür sind, dass das System funktioniert – daher sollte man hier ebenfalls noch einmal mindestens 200 Euro einplanen. ­Alles in allem werden dann also rund 770 Euro fällig. Im Vergleich dazu scheint der Ansitzsack, bei dem das Schuhwerk vernachlässigt werden kann, auf den ersten Blick fast ein Schnäppchen zu sein. Das Nachfolgemodell Carinthia „Fell“ kostet 219,90 Euro. Doch auch der ist allein kein Garant für heiße Nächte. Man muss in eine warme, geräuscharme Jacke investieren, denn sonst werden mit der Zeit die Schultern kalt. Hier kommen also nochmal mindestens 350 Euro dazu, macht zusammen rund 570 Euro.

Wer, wie ich, in der kalten Jahreszeit viel auf Drückjagden unterwegs ist und auch gern pirscht (u.a. mit Schneetarn-­Umhang), ist mit dem Overall besser beraten – nach zehn Jahren relativiert sich zudem der Anschaffungspreis.

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