Günstige Repetierer: sechs Büchsen um 1.000 Euro im Test

Der Markt bietet einige Repetierbüchsen mit Preisen um die 1.000 €. Wir haben sechs dieser Günstigrepetierer genauer betrachtet.
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03. Mai 2023
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Genau wie die Winchester XPR wurden alle Repetierer im Test erfolgreich im Revier geführt.
Genau wie die Winchester XPR wurden alle Repetierer im Test erfolgreich im Revier geführt.

Nicht jeder Jäger hat eine prall gefüllte Brieftasche. Viele müssen sich überlegen, wie sie bei der Ausrüstung etliche Euros sparen können. Daher greifen viele frischgebackene Jungjäger gerne zu einer preiswerten Büchse, zumal eine gesamte Jagdausrüstung satt am Geldbeutel zehrt. Anstatt eines Repetierers für 3.500 € wird nach einer Büchse für 1.000 € oder weniger gesucht. Keine Frage, der Markt bietet Repetierbüchsen mit Zylinderverschlüssen schon ab rund 500 € an. Vor einigen Jahren überschwemmten US-Hersteller wie Ruger, Savage, Remington oder Winchester den Markt mit sogenannten „low-budget-rifles“, die für wenige hundert Dollar zu haben waren. So wurden die Wünsche ihrer Kunden nach einer neuen Waffe, oft in einem neuen Kaliber, befriedigt.

Preiswerte Angebote am deutschen Markt

Es dauerte nicht lang, dass auch hierzulande nach und nach preisgünstige Repetierer auf den Markt kamen. Jäger mussten sich für ein Schnäppchen nicht mehr auf dem Gebrauchtwaffenmarkt bedienen. Sind diese Billigrepetierer aber auch praktisch im Revier einzusetzen, fragt sich mancher Jäger. Nach meiner Erfahrung lautet die Antwort: ja. Natürlich darf man nicht die Qualität und Ausstattung einer viel teureren und teils handgefertigten Büchse aus den deutschen Traditionswaffenschmieden erwarten. Bei den einfachen Repetierern mit Drehzylinderverschluss gibt es in der Regel keine Handspanner. Auch eine Lauf-/Kaliberwechselmöglichkeit ist unüblich. Meist wird eine einfache Abzugssicherung verbaut. Eine Schlagbolzensicherung mit Kammersperre findet man bisher nicht.

Auch sind die einfachen Repetierer oft mit gespritzten Kunststoffschäften ausgestattet. Diese sind robust und wetterunempfindlich, bieten aber nicht die Steifheit von Fiberglas oder die Leichtigkeit und Festigkeit eines Karbonschafts. Bei Holzschäften aus Walnuss findet man keine ansprechende Maserung. Ferner werden die Schäfte meist nicht geölt, sondern lackiert. Einerseits bietet der Lack einen idealen Wetterschutz vor allem bei Regen. Kratzer sind andererseits nur aufwändig zu beseitigen. Bei der Verwendung von Kohlenstoffstahl wird in der Regel bei den Preiswerten eine ausreichende Brünierung als Wetterschutz geboten.

Aufwändige Schutzschichten wie Cerakote oder Plasmanitrierung findet man nicht. Eine Ausstattung mit Steck- oder Kastenmagazin mit Klappdeckel: beides ist möglich. Oft sind die Magazine aber aus leichtem Kunststoff und wirken nicht gerade hochwertig. Und dennoch: sie funktionieren. Auf eine offene Visierung wird in der Regel verzichtet. Ein Mündungsgewinde ist heute auch bei den günstigen Repetierern von der Stange werksseitig üblich.

Günstig und doch überraschend präzise

Moderne Fertigungsverfahren haben die Präzision der günstigen Repetierer mittlerweile auf ein Niveau gehoben, das aus jagdlicher Sicht mehr als befriedigend ist. Nachfolgend finden Sie sechs Modelle und unsere Eindrücke zu den Büchsen. Sicherlich haben sich alle sechs Repetierer in der Praxis bewährt. Wer warmes Nussbaumholz schätzt, wird zum Bergara B-14 greifen, der sich im Revier auch bestens bewährte. Sicherlich sind Kunststoffschäfte sehr robust und klimaunempfindlich.

Wer besonders auf Führigkeit und leichtes Gewicht Wert legt, ist mit der Franchi Horizon und Ruger American Predator gut beraten, wobei die Horizon mit ausgezeichnetem Abzug punktet. Die Savage 110 mag ich wegen ihrer hohen Robustheit, guten Führigkeit und der bequem bedienbaren Sicherung. Bei keinem der Testwaffen könnte man von einem Fehlkauf sprechen. Jedoch sollte man zu hohe Abzugswiderstände von einem Büchsenmacher auf ein niedrigeres Maß tunen lassen oder durch einen besseren Abzug wie einen Timney-Trigger ersetzen.

Bissiger Amerikaner: Ruger American Predator

Der Predator ist mit einem olivgrünen Kunststoffschaft ausgerüstet. Um die Griffigkeit zu erhöhen, weist er an den Griffflächen Mulden und eine Punzierung auf. Der Hinterschaft mit geradem Rücken schließt mit dicker Gummischaftkappe ab. Das Trommelmagazin liegt vertieft im Schaft. Auf der Stahlhülse mit kleinem Auswurffenster ist eine Picatinnyschiene verschraubt. Drei Verschlusswarzen ergeben einen geringen Öffnungswinkel. Die Zwei-Stellungssicherung ohne Kammersperre befindet sich auf dem Hülsenschwanz und lässt sich leicht bedienen. Zusätzlich hat die Waffe eine Abzugssperre in Form einer Klinke im Abzugszüngel.

Ruger-American-Predator

Diese ist bei 140 g Widerstand 6 mm einzudrücken, damit der dann trockenstehende Abzug gezogen werden kann. Der Abzugswiderstand lag ab Werk bei 1.820 g, kann aber stufenlos eingestellt werden. Der visierlose Lauf ist mit Mündungsgewinde ausgestattet. Die Systembettung im Schaft ist perfekt mit zwei V-förmigen Edelstahllagern ausgeführt, die in Ausnehmungen an der Hülse greifen. Die leichte Waffe mit kurzem Lauf erweist sich als führig und robust. Auch die Schussleistung mit Streukreisen von teilweise unter 20 mm überzeugt. Ein wirkliches „Arbeitspferd“ für den Revieralltag.

Sauen-Jäger aus Übersee: Savage Mod. 110 Hog Hunter

Die Büchse hat einen moosgrünen Kunststoffschaft mit Fischhaut und schmalen Rippen an Vorderschaft und Pistolengriff. Letzterer fällt jedoch ziemlich schmal aus. Der Hinterschaft mit geradem Rücken fällt am Ende leicht und schließt mit dicker Gummischaftkappe ab. Die Schaftlänge lässt sich mittels Zwischenstücken variieren. Der Verschluss wird mit zwei Warzen im Hülsenkopf verriegelt. Zwei zusätzliche Warzen dichten die Freiräume im Hülsenkopf ab, so dass bei einem Gasaustritt durch einen Hülsenreißer kein Gas Richtung Schützen strömen kann. Auf dem Hülsenschwanz befindet sich eine Drei-Stellungssicherung mit Kammersperre.

Savage-Hoghunter

Zusätzlich hat die Waffe eine Abzugssicherung in Form einer Klinke im Züngel. Diese muss bei 200 g Widerstand 8 mm eingedrückt werden, ehe der trockenstehende Abzug gezogen werden kann. Dessen Widerstand ist mit 1.362 g recht hoch. Präzises Schießen ist so schwierig. Der Lauf verfügt über ein Mündungsgewinde. Bis auf die glatte Kammer wurden die brünierten Stahlteile samtmatt gestrahlt. Die leichte, führige Büchse erweist sich in der Praxis als sehr robust und zuverlässig. Sie lässt sich pro- blemlos handhaben und zeigt eine gute Schussleistung von 25 mm auf 100 m. Als tägliche Revierwaffe ist sie bestens geeignet.

Spanische Partie: Bergara B-14 Timber

Der Repetierer ist mit einem matten, aber glatt polierten Nussbaumölschaft sowie einer Monte-Carlo-Backe ausgestattet. Er schließt mit schmaler Gummikappe ab. Dank Fischhaut und einer Aufbauchung am Pistolengriff zeigt sich der Schaft als besonders griffig. Die Metallteile weisen ein brüniertes, samtmattes Finish auf, das einen guten Korrosionsschutz ergibt. Das System sitzt ohne eine besondere Bettung im Schaft. Der Lauf hat ein Mündungsgewinde, weshalb die aufschraubbare offene Visierung nur mitgeliefert wurde. Sie hat ein orange leuchtendes Fiberglaskorn und eine Kimme mit U-Ausschnitt, an dessen Seiten sich hellgrün leuchtende Fiberglaspunkte befinden. Das Steckmagazin kann bequem über einen Knopf entnommen werden.

Bergara-B14

Die seitliche Zwei-Stellungs-Sicherung lässt sich bestens bedienen. Leider fehlt hier eine Kammersperre. Positiv ist der trockenstehende und justierbare Abzug. Die nicht ganz leichte Waffe ist im Revier perfekt handhabbar. Dank des griffigen Kammerstängels mit großer Kugel ist schnelles Repetieren kein Problem. Die Büchse erbrachte im Test eine hervorragende Schussleistung von Streukreisen um die 20 Millimeter bei fünf Schuss – wenngleich der Repetierer nicht jede Laborierung mochte. Eine sehr gute Revierwaffe für alle Tage, die nicht enttäuscht. Wer den Nussbaumschaft mag, muss 1.125 Euro berappen, mit Kunststoffschäften gibt es die B-14 dagegen bereits für 888 Euro.

Italienische Gelassenheit: Franchi Horizon

Der Repetierer ist mit einem schwarzen Kunststoffschaft ausgestattet. In Schaftauskehlungen befinden sich Ösen für abnehmbare Riemenbügel. Der Pistolengriff ist eher für kleinere Hände ausgelegt. Eine Backe am Hinterschaft fehlt. Dafür dämpft eine Gummischaftkappe den Rückstoß gut ab. Die flache Unterseite des Vorderschafts ermöglicht ein ruhiges Auflegen. Der Lauf mit Mündungsgewinde besitzt keine offene Visierung. Der brünierte Stahl hat ein extrem feines, samtmattes Finish und bietet einen guten Korrosionsschutz. Der Verschluss wird mit drei Warzen im Hülsenkopf verriegelt, was einen geringen Öffnungswinkel ergibt.

Francchi-Horizon

Die kannelierte, spiralförmig gewundene Kammer ist vernickelt. Der abgewinkelte Kammerstängel mit griffiger Birne lässt sich sicher greifen. Beim Einsetzen des Magazins ist dieses etwas umständlich zuerst vorne einzusetzen und dann hinten einzudrücken. Vorteilhaft ist die Systembettung mit einem V-förmigen Bettungsblock, der in eine Nut der Hülse greift. Die seitliche Zwei-Stellungs-Sicherung ohne Kammersperre lässt sich gut erreichen und bedienen. Der trockenstehende Abzug brach bei ausgezeichneten 784 g. Der Repetierer zeigt sich in der Praxis als robust und widerstandsfähig. Eine sehr gute Waffe für die heimische Jagd mit einer ausgezeichneten Schussleistung.

Kein Klassiker, aber solide: Winchester XPR

Der Schaft der Winchester XPR wurde sehr schmal gehalten und schließt mit einer gut dämpfenden Kappe ab. Das Steckmagazin lässt sich mittels versenktem Knopf leicht entriegeln. Der Öffnungswinkel des Verschlusses beträgt gerade einmal 60 Grad. Das ermöglicht ein schnelleres Repetieren als bei den sonst üblichen 90 Grad Öffnungswinkeln im preisgünstigeren Segment. Der Schlossgang läuft etwas kratzend und stockend. Es fehlt eine gute Polierung. Die Patronen werden trotzdem zuverlässig zugeführt. Um gesichert entladen zu können, befindet sich vor dem Sicherungsschieber ein Knopf, mit dem man die Kammersperre entriegelt.

Winchester-XPR

Der Abzug soll von 1.200 bis 1.800 g im Widerstand justierbar sein. Tatsächlich sind es beim Testmodell 1.320 bis 2.500 g. In seiner Fabrikeinstellung mit 1.720 g ist der Abzug zu hart. Hier muss ein Austauschabzug her. Die Systemhülse wird klassischerweise mit zwei Schrauben gehalten. Verstärkerrippen im Schaft sorgen für guten Sitz. Der Rückstoßstollen greift in eine Nut der Hülse. Der samtmatte Lauf und die Hülse sind brüniert. Kammer und Abzugsteile besitzen eine Nickel-Teflon-Beschichtung. Die Schussleistung lag bei etwas über 30 mm auf 100 Meter. Kein Winchester-Klassiker, aber dafür eine führige Revierwaffe, die in der Praxis zuverlässig arbeitete.

Mit kleinen Extras: Mossberg Patriot Predator

Der Hinterschaft hat einen geraden Rücken, eine Monte-Carlo-Backe und schließt mit dicker, gut dämpfender Gummischaftkappe ab. Eine Fischhaut sorgt für einen sicheren Halt. Mittels versenktem Drücker kann das Steckmagazin für fünf Patronen entriegelt werden. Der leichtgängig laufende und kannelierte Verschluss verriegelt mit zwei Warzen im Hülsenkopf. Seitlich neben der Hülse sitzt der Sicherungshebel. Er hat zwei Stellungen, aber keine Kammersperre. Auf die Hülse ist eine Picatinnyschiene verschraubt. Der Abzug steht sehr trocken und löste bei 1.120 g Widerstand im Mittel aus.

Mossberg-Patriot

Ab dem Vorderschaftende weist der dünne Lauf mit Mündungsgewinde sechs Kannelierungen auf. Die matten Metallteile sind brüniert, was einen guten Korrosionsschutz ergibt. Mit den meisten Patronen zeigte die Büchse eine nicht zufriedenstellende Leistung. Mit einer dann doch passenden Laborierung konnten Streukreise von etwas mehr als 20 mm erzielt werden. In der Praxis bewährt sich der Repetierer als ein unverwüstliches Arbeitsgerät.

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