Die klassisch jagdlichen Zielfernohre von Minox sind grundsolide Mittelklasse. Die wenigsten Jäger kennen jedoch die Premium-Linie des Herstellers. Vermutlich, weil sie nicht so stark beworben wird. Zu „nischig“ seien die Produkte, könnte man meinen. Doch ich denke, dass sich die Linie keinesfalls verstecken braucht. Wer ein Zielfernrohr für die Feld- oder Bergjagd sucht, sollte mal einen genaueren Blick auf die ZP5-Serie werfen.
Anders als andere Jagdzielfernrohre
Wir haben uns das Modell mit der 3- bis 15-fachen Vergrößerung und einem 50er Objektiv zur Brust genommen. Was als erstes bei diesem Zielfernohr auffällt, sind die offenliegenden Türme der Absehenverstellung. Wer den Geschossabfall auf weitere Distanzen lieber per Absehenverstellung kompensiert und sich nicht auf die etwas ungenauere Methode der GEE verlassen möchte, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Klicks sind fühl- und hörbar und sehr definiert.
Anders als bei anderen Türmen, bewegen sich die des MINOX ZP5 nicht in der Höhe. Eine zusätzliche Abdichtung schützt die feine Mechanik vor Schmutz und Feuchtigkeit. Angst, dass die Türme sich aus Versehen verstellen, braucht man keine zu haben. Es ist ein beherzter, aber angenehmer Griff notwendig, um den Turm zu drehen. Meine einzige Kritik: Die Seitenverstellung muss im jagdlichen Kontext nicht zwingend offenliegen. Eine Abdeckung wäre hier etwas schöner gewesen.

Ein ZF für Jäger, die mehr wollen
Die optische Leistung ist so, wie man sie sich in dieser Preisklasse vorstellt. Das Bild ist bis in den Rand hinein scharf und klar. Details sind in der Dämmerung noch lange auszumachen. Vor allem hilft die Parallaxe-Einstellung dabei, auf jede Distanz die beste optische Abbildungsleistung herauszuholen. Minox hat hier auf eine Meterangabe verzichtet. Denn oft stimmt diese nicht hundertprozentig mit der Realität überein, wodurch Absehen und Bild nicht perfekt übereinander liegen. Hier sollte man sich auf sein Gefühl verlassen. Meterangaben auf dem Stellrad lassen einen nur zweifeln.
Es stehen zwei Absehen mit Anhaltemarken zur Auswahl. Die Maßeinheit (MRAD- bzw. Mil-Absehen) korrespondiert mit der Absehenverstellung (1 Klick = 1 cm auf 100 m). Geschossabfall und Winddrift können also auch durch das Absehen kompensiert werden. Da das Absehen in der ersten Bildebene liegt, wird dieses proportional mitvergrößert und behält immer seine Relation zum Ziel. Auf der kleinsten Vergrößerung ähnelt es einem klassischen Jagdabsehen. Die Anhaltemarken sind kaum sichtbar und stören nicht weiter. Beim MR2-Absehen wird nur der mittlere Teil des Fadenkreuzes beleuchtet, was völlig ausreichend ist, und verhindert, dass das Bild überstrahlt. Beim MR5 hingegen werden alle notwendigen Anhaltemarken beleuchtet. Eine Sache, die man mögen muss.
Fazit
Das MINOX ZP5 ist sicherlich kein Allrounder im herkömmlichen Sinne. Sein volles Potenzial spielt es im offenen Feld oder am Berg aus. Das heißt jedoch nicht, dass das Zielfernrohr nicht an der Kirrung oder im Wald genutzt werden kann. Ganz im Gegenteil: Selbst mit einem Vorsatzgerät bei der Schwarzwildjagd hat das Gerät gute Dienste geleistet. Mit der 3-fachen Vergrößerung im unteren Bereich und dem zentral beleuchteten Absehen ist es auch für kurze Entfernungen geeignet. Wer das nötige Kleingeld übrig hat, wird sicherlich ob seiner vielen guten Eigenschaften des ZP5 nicht enttäuscht werden.

Vor- und Nachteile
+
- hervorragende optische Qualität
- sehr gute Verarbeitung
- zuverlässige Absehenverstellung
- feststellbarer Dioptrinausgleich
- stabiles Mittelrohr von 34 mm
- gutes Einblickverhalten
-
- hoher Preis (UVP 2.899 €)
- offenliegende Seitenverstellung